In Deutschland gibt es rund 3,4 Mio. Unternehmen – davon sind 82,9 % Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden und 14 % kleine Unternehmen mit maximal 50 Mitarbeitenden. Dies entspricht insgesamt 96,9 % aller Unternehmen in Deutschland! Eine erstaunliche Zahl und trotzdem werden die Kleinbetriebe von Medien und Politik häufig vernachlässigt bzw. ignoriert.
Die kleinen Betriebe übernehmen große Verantwortung
In den kleinen Unternehmen sind knapp 40 % aller arbeitstätigen Personen beschäftigt. Sie tragen einen sehr großen Anteil an dem Wirtschaftsboom bei, übernehmen Verantwortung für die Gesellschaft, unterstützen Vereine in der Heimat und setzen sich stark im sozialen Engagement vor Ort ein.
Trotzdem finden die Belange dieser Betriebe kaum Gehör in der Öffentlichkeit. Die Medien berichten mit Vorliebe von mittelständischen Betrieben und Großunternehmen. Damit finden die Schwierigkeiten und Herausforderungen der kleinen selbständigen Leistungsträger kaum Beachtung.
Warum? Den Kleinst- und Kleinbetrieben fehlt die Lobby sowie Anerkennung und Wertschätzung der Gesellschaft.
Die Automobilindustrie ist das Lieblingsthema in der Politik und den namhaften Medien
Das Auto ist der große Liebling der Deutschen. Dies gilt nicht nur für die Verbraucher, sondern auch für die namhaften Medien. Die Zahl der Beschäftigten in der Automobilbranche beträgt lediglich rund 800.000. Erfasst sind hier die Mitarbeiter der Autobauer sowie der Zulieferer. Obwohl dies eine verhältnismäßig geringe Zahl ist, sind Themen der Autoindustrie omnipräsent in Rundfunk, Zeitungen, Internet und TV.
Die schweigende Mehrheit sind die kleinen Betriebe mit bis zu 10 Mitarbeitenden
Die kleinen Betriebe mit bis zu 10 Mitarbeitenden ist die schweigende Mehrheit von rund 2,95 Mio. Unternehmen in Deutschland und entspricht einem prozentuellen Anteil aller Firmen von 82,9 %. Diese werden von Solo-Selbständigen, Einzelpersonen sowie Unternehmer:innen betrieben und beschäftigen 18,3 % aller arbeitstätigen Personen in Deutschland.
Dieser gigantischen Anzahl stehen gerade einmal rund 16.700 Großbetriebe gegenüber. Die Belange der Großunternehmen werden in der Öffentlichkeit wieder und wieder diskutiert.
Die Herausforderungen der kleinen Betriebe (z.B. steigende Bürokratie, die Umsetzung der DSGVO, neue gesetzliche Vorschriften, schwierige Startvoraussetzungen) wird viel zu selten gehört. Eine Unterstützung bei der Umsetzung von neuen rechtlichen Vorschriften durch die Behörden wie beispielsweise vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fehlt und somit werden die kleinen Betriebe bei der Umsetzung neuer rechtlicher Vorgaben alleine gelassen.
Selbstverständlich ist der erzielte Umsatz von einem Unternehmen ein wichtiger Faktor für die deutsche Wirtschaft und ein Wegfall eines kleinen Betriebes ist für das große Ganze nicht von Relevanz.
Was aber, wenn es nicht mehr nur einzelne Kleinbetriebe trifft, immer mehr Gewerbe abgemeldet werden und die Gewerbeneugründungen weiterhin zurückgehen?
Zahlen & Fakten: Anteile bzw. Anzahl der Unternehmen & Beschäftigungsanteile (deutschlandweit)
In den kleinen Betrieben mit maximal 50 Angestellten arbeiten 38,8 % aller Beschäftigten und der prozentuelle Anteile entspricht 96,9 % aller Betriebe in Deutschland.
Mitarbeiter | Jahresumsatz | Anteil der Unternehmen in % | Anzahl der Betriebe (rechtliche Einheiten) | Beschäftigungs- anteile in % | Umsatz in % | |
---|---|---|---|---|---|---|
Kleinstunternehmen | 0 bis 10 MA | max. 2 Mio. | 82,9 % | 2 946 649 Betriebe | 18,3 % | 6,5 % |
Kleine Unternehmen | 10 bis 50 MA | max. 10 Mio. | 14,0 % | 354 317 Betriebe | 20,5 % | 11,0 % |
Mittlere Unternehmen | 50 bis 250 MA | max. 50 Mio. | 2,5 % | 73 034 Betriebe | 16,3 % | 12,8 % |
Großunternehmen | ab 250 MA | mehr als 50 Mio. | 0,6 % | 16 704 Betriebe | 44,9 % | 69,7 % |
Insgesamt | 3 390 704 Betriebe |
Eine Rechtliche Einheit ist eine natürliche Person, die wirtschaftlich tätig ist, eine juristische Person oder eine Personenvereinigung. Betrachtet werden also beispielsweise eine AG, GmbH OHG oder Einzelunternehmen.
Quellen:
Statistisches Bundesamt – Rechtliche Einheiten nach Rechtsformen (2021)
Statistisches Bundesamt – Wirtschaftsabschnitte insgesamt für das Jahr 2020
2022: Die Firmengründungen in Deutschland sind zurückgegangen
Es gibt sehr viele Hürden für den Schritt in die Selbständigkeit. Die Grundvoraussetzungen vor allem für die ersten drei Jahre steigen und die Bürokratie wird immer mehr. Eine Neugründung erfordert viel Mut, Leidenschaft und Durchhaltevermögen.
Gewerbegründungen und -abmeldungen im Jahr 2022
Im Jahr 2022 wurden insgesamt 673.500 Gewerbe angemeldet (-4,5 % im Vergleich zu 2021, +0,1 % im Vergleich zu 2019). Kleinunternehmen wurden im Vergleich zu 2021 um 4,9 % mehr gegründet, aber um 15,5 % weniger als im Vorkrisenjahr 2019.
Es wurden 563.100 Gewerbe abgemeldet (+4,5 % im Vergleich zu 2021, -8,3 % im Vergleich zu 2019). Vollständige Gewerbeaufgaben stiegen um 7,0 % gegenüber 2021 und gingen um 8,8 % gegenüber dem Vorkrisenniveau zurück.
Neugründungen im Jahr 2022 in Zahlen
Neugründungen | Anzahl der Betriebe | Vergleich mit 2021 | Vergleich mit 2019 |
Nebenerwerbsbetriebe | 301 200 | -7,1 % | +14,1 % |
Kleinunternehmen | 138 500 | +4,9 % | -15,5 % |
Betriebe mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung | 115 100 | -9,3 % | -6,1 % |
Neugründungen insgesamt | 554 800 | -4,9 % | 0,8 % |
Quelle: Statistisches Bundesamt – Pressemitteilung Nr. 061 vom 15.03.2023
Schlussbemerkung: Nicht nur der Umsatz ist entscheidend! Knapp 40% der Angestellten arbeiten in kleinen Betrieben
Der wirtschaftliche Erfolg hat maßgeblichen Einfluss auf die Stellung eines Unternehmens am Markt. Dabei sollte man aber nicht übersehen, dass „Kleinvieh auch Mist macht“, um einmal ein etwas banales Beispiel heranzuziehen. Einem großen Unternehmen stehen viele kleine gegenüber. Das sollte eigentlich auch beim Stellenwert für Balance sorgen.
Es ist an der Zeit, den Fokus etwas mehr auf die Probleme und Bedürfnisse der kleinen Unternehmen zu richten.
Schließlich und endlich: Was wäre unsere Welt ohne frische Brötchen? Was wäre, wenn beim nächsten Wasserrohrbruch kein Klempner mehr zu finden wäre? Was wäre ohne die kleinen Dienstleister ums Eck?